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Saubere Sache : Datum:

Manchmal produziert Umweltschutz paradoxe Ergebnisse. Etwa bei der Abgasreinigung an Bord von Schiffen: Sie verhindert zwar, dass schädliche Abgase in die Luft geblasen werden, doch dafür gelangen die Schadstoffe oft ins Meer. Ein Forscherteam der Hochschule Flensburg entwickelt eine innovative Membrantechnologie, mit der das verhindert werden kann.

Eine Gebäudefassade, bemalt mit einem Schiff, davor die Leiterin des Projekts CleanMarine 4.0
Prof. Dr. Wiktoria Vith vor einem Graffiti, das den Versuchsaufbau in der Halle in Kielseng zeigt. So bekommt die Öffentlichkeit einen Eindruck von den Forschungsarbeiten an der Hochschule Flensburg. © Hochschule Flensburg

Verschärfte Umweltauflagen haben viele Reeder in den vergangenen Jahren dazu veranlasst, ihre Schiffe mit Anlagen zur Abgasreinigung, sogenannten Scrubbern, nachzurüsten. Scrubber waschen Schadstoffe wie Schwefel, Schwermetalle und Feinstaub aus den Abgasen des Schiffsmotors aus, damit sie nicht in die Luft gelangen. Stattdessen reichern sich die Schadstoffe jedoch im „Waschwasser“ aus dem Scrubber an, und dieses Wasser wird wiederum ins Meer geleitet.

Damit in der Schifffahrt der Klimaschutz nicht länger auf Kosten des Gewässerschutzes geht, wurde im Juni an der Hochschule Flensburg eine neue Forschungsanlage zur Reinigung von Scrubberwasser in Betrieb genommen. Kern dieser Anlage ist eine innovative Membrantechnologie, mit der das Wasser gefiltert wird. Laut Projektleiterin Prof. Dr. Wiktoria Vith ist es das erklärte Ziel dieses Versuchsaufbaus, 99 Prozent des Scrubberwassers sauber ins Meer zurückzuleiten; nur ein Prozent soll als konzentrierter schadstoffhaltiger Schlamm zurückbleiben, der an Land entsorgt wird.

Die Forschungsanlage ist am Standort Kielseng angesiedelt, dem Großmaschinenlabor des Maritimen Zentrums der Hochschule Flensburg. Zur Abgaserzeugung wird ein Schiffsmotor verwendet, dazu ein entsprechender Scrubber, sodass das erzeugte Scrubberwasser den realen Begebenheiten auf einem Schiff entspricht. Die Membrananlage arbeitet nach dem Prinzip der Ultrafiltration. Doch in der Forschungshalle soll nicht nur die Filtertechnik selbst entwickelt werden, sondern auch die passende Konstruktion für die Filteranlage, damit diese auch wirklich auf Schiffen eingebaut werden kann.

Was genau hinter den Mauern der Forschungsanlage passiert, können übrigens auch Passanten leicht erkennen. Die Fassade des Gebäudes wurde von Graffitikünstlern mit einem stilisierten Schiff bemalt – inklusive Motor, Abgasen, Scrubber und Membranfilter. So wird Wissenschaft anschaulich gemacht.

Die Versuchsanlage wurde über das Projekt CleanMarine 4.0 aufgebaut und im Rahmen der Fördermaßnahme FH-Invest finanziert. Das Projekt lief von April 2018 bis Dezember 2019 und wurde mit knapp 752.000 Euro gefördert. FH-Invest unterstützt die Hochschulen bei der Beschaffung und dem Ausbau von Großgeräten und Forschungsanlagen.