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Mit weniger Ressourcen mehr erreichen : Datum:

EU-Forschungsprojekte haben komplexe Aufgaben in fachübergreifenden und internationalen Teams zu lösen. Dafür mit geeigneten Partnern einen EU-Projektantrag zu entwickeln, erfordert große Kapazitäten an Personal und Zeit, die Hochschulen oft nicht vorhalten können. Das BMBF fördert deshalb Hochschulen im Rahmen der Bekanntmachung „EU-Antrag-FH“ bei der Vernetzung und Antragstellung. Auf diese Weise hat die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde einen erfolgreichen EU-Forschungsantrag für Innovationen in der Landwirtschaft erarbeitet. Nun liegen erste Zwischenergebnisse aus dem EU-Projekt LIAISON vor.

Wie sich Innovationen in der Landwirtschaft initiieren, beschleunigen und nutzen lassen, das ist eine wesentliche Frage für Forscher, Politikberater, Initiativen und Netzwerke sowie Entscheidungsträger und Behörden. Innovationen in der Landwirtschaft – auf dieses Thema hat sich die Professorin Dr. Anna Maria Häring von der Hochschule Eberswalde im Fachgebiet „Politik und Märkte in der Agrar- und Ernährungswirtschaft“ spezialisiert. 

Ein Bauernhaus mit Solarzellen auf dem Dach. Im Vordergrund Holzscheite
Die vorhandenen Flächen in der Landwirtschaft können innovativ genutzt werden, etwa um mit Photovoltaik auf dem Dach erneuerbare Energie erzeugen. © Adobe Stock / manfredxy

Gefördert werden Innovationen in der Landwirtschaft insbesondere von der Europäischen Union (EU) im Europäischen Rahmenprogramm für Forschung und Innovation „Horizont 2020“. Doch häufig reicht an Hochschulen weder das Personal noch die Zeit aus, um mehrere Partner zu gewinnen und in enger Abstimmung mit diesen einen aufwändigen Antrag für ein EU-Projekt über mehrere Monate hinweg vorzubereiten.

Deshalb bewarb sich Professor Dr. Anna Maria Häring zunächst im Rahmen der BMBF-Bekanntmachung „EU-Antrag-FH“ auf ein Vorbereitungsprojekt für ein EU-Projekt. Sie bekam den Zuschlag und erhielt damit von September 2016 an Mittel für ein Jahr, um mit ihrem Team im Rahmen des BMBF-Projekts OSIRIS ein EU-Projekt namens LIAISON auf Basis des Multi-Akteurs-Ansatzes vorzubereiten.

Herausforderungen bei der EU-Antragsstellung gemeistert

Bei der Erarbeitung des EU-Antrags hatte die Hochschule Eberswalde nicht wenige Herausforderungen zu meistern: Als erstes prüften die Forscher den Ausschreibungstext intensiv auf alle inhaltlichen und formalen Ziele. Ein zweiter wichtiger Meilenstein war die Gewinnung von erfahrenen Praxispartnern, in diesem Fall Akteuren aus Verbänden und Forschungsinstitutionen sowie der Politik, die wiederum Verbindungen zu Schlüsselpersonen aus EU-Institutionen herstellen können. Der Kern des Antrags bestand dann in der gemeinsamen Planung von passenden Arbeitspaketen – unter Berücksichtigung der zu erwartenden Projektdauer, der Personalkapazitäten und Finanzen. Schließlich wurden relevante Untersuchungsansätze sowie inhaltliche Kernfragen und Hypothesen entwickelt und mit den zukünftigen Kooperationspartnern diskutiert und verfeinert.

Der Antrag durchlief bei der EU ein zweistufiges Verfahren und war erfolgreich: Am 1. Mai 2018 startete das EU-Projekt LIAISON („Better Rural Innovation: Linking Actors, Instruments and Policies through Networks“) unter Koordination der Hochschule Eberswalde für 42 Monate. Die EU-Förderung für das Gesamtprojekt beträgt rund 5 Millionen Euro, davon erhält die Hochschule Eberswalde rund 840.000 Euro.

Innovative Ansätze in der Landwirtschaft durch Gruppenprojekte beschleunigen

Inhaltlicher Hintergrund des Projekts LIASION ist der folgende: Innovationen in der Landwirtschaft dienen laut EU-Kommission dazu, künftig mehr landwirtschaftliche Produkte mit weniger Ressourcen zu produzieren. Dabei kann es sich um Produktinnovationen handeln, wie zum Beispiel einen neuen Abluftfilter im Kuhstall, oder auch um Prozessinnovationen, die Technologien in einen neuen Kontext bringen. Ein Beispiel für eine solche Innovation ist das GPS-System, das zuerst vom Militär entwickelt wurde, dann mit „precision farming“ in der Landwirtschaft zum Einsatz kam und heute in nahezu jedem PKW als Navigationshilfe zu finden ist.

Das EU-Projekt LIAISON will vor allem einen Beitrag zur Stärkung innovativer Gruppenprojekte und zur Weiterentwicklung wirkungsvoller Instrumente und politischer Konzepte für eine innovative Landwirtschaft leisten. Die Herausforderungen rund um die Nachhaltigkeit der Erzeugung und Verarbeitung sind vielfältig. Daher wird erforscht, wie sich Innovationsprozesse in der Land- und Forstwirtschaft und im ländlichen Raum beschleunigen lassen, indem man die verantwortlichen Akteure frühzeitig zusammenbringt und das gemeinsame Vorgehen unterstützt. Erste Ergebnisse des sozialwissenschaftlich geprägten Projekts LIAISON zeigen, dass Innovationen in der Landwirtschaft sich oft erst erfolgreich interdisziplinär erforschen lassen, wenn frühzeitig eine intensive Interaktion zwischen den Akteuren aufgebaut wird. Denn erst auf der Grundlage des wechselseitigen Austausches auf Vertrauensbasis kann eine gemeinsame Innovationsidee später auch erfolgreich umgesetzt werden. Deutlich wird jedoch auch, dass die kulturelle Prägung in den europäischen Mitgliedsstaaten hier sehr verschieden sein kann und daher regional angepasste Ansätze von großer Bedeutung sind. Auch dafür kann Forschung wiederum den Boden bereiten, das heißt, wichtige Erfolgskriterien identifizieren und passende, kooperative Vorgehensweisen vorschlagen.

BMBF fördert EU-Antragstellung, um Hochschulen eine inhaltliche und methodische Profilierung zu ermöglichen

Die BMBF-Förderung hat es der Hochschule Eberswalde nicht nur ermöglicht, den inhaltlichen Schwerpunkt „innovative Landwirtschaft“ weiter auszubauen, sondern auch einen erfolgreichen EU-Projektantrag zu formulieren und dabei die bisherigen Erfahrungen mit der Antragsplanung und Antragstellung in großen Konsortien zu vertiefen. Das wird auch für zukünftige Anträge in Deutschland eine sehr gute Grundlage sein. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat das Forschungsprojekt OSIRIS im Rahmen der Förderrichtlinie „EU-Antrag-FH“ im Programm „Forschung an Fachhochschulen“ mit rund 39.753 Euro unterstützt.