Historische Fenster durch Sanierung erhalten : Datum:
Bei der Sanierung eines historischen Gebäudes werden oft als erstes die undichten Holzfenster ausgetauscht. Wie diese erhalten werden können, ohne Abstriche an der Energieeinsparung zu machen, das erforscht ein Wissenschaftlerteam an der Hochschule für Technik Stuttgart – gefördert vom Bundesforschungsministerium.
Die Fenster in historischen Gebäuden sind ein Zeugnis Ihrer Bauzeit. Die Konstruktionen und Schmuckbeschläge lassen nicht nur Rückschlüsse auf die Epoche zu, sondern zeigen auch die Bautraditionen in der Region. Kasten- oder Verbundfenster aus Kiefer, Fichte oder Eiche prägen mit ihrer Sprossenteilung und den filigranen Rahmenprofilen die Erscheinung eines Gebäudes ganz wesentlich.
Wer als Bauherr allerdings alte, verzogene und zugige Holzfenster sieht, der muss auch an die Zukunft denken. Es gilt, das Gebäude weiter unterhalten zu können, deshalb werden solche Fenster heutzutage häufig vollständig ausgetauscht. Aber gibt es auch Möglichkeiten, die Fenster und damit den Charakter des Gebäudes zu erhalten und trotzdem Energie zu sparen? Welche Konstruktionsweisen sind dafür besonders geeignet? Und was können Technologien, wie Wärmeschutzverglasungen, dazu beitragen?
Die Antworten auf solche und ähnliche Fragen erforschen die Professoren Markus Binder vom Zentrum für Integrale Architektur sowie Dr. Andreas Beck vom Zentrum für Akustische und Thermische Bauphysik an der Hochschule für Technik in Stuttgart mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Projekt ENO.SAFE. Beteiligt sind an dem interdisziplinären Verbund auch das Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg sowie Spezialfirmen für Bau und Restauration.
Ziel des Projekts ist es, die Bauherren bei der Entscheidung für eine Sanierung zu unterstützen, die die historische Bausubstanz schont. So können beispielsweise die Fenster oftmals zu einem Großteil erhalten bleiben, wenn man die entsprechenden Sanierungsmöglichkeiten kennt. Manchmal müssen beispielsweise nur Teile der Rahmen, die durch die Witterung besonders beansprucht worden sind, erneuert werden. Die alten Einfachglasscheiben können dann durch gut dämmende Wärmeschutzverglasungen ersetzt werden. Zusätzlich Dichtungen verhindern einen unbehaglichen Luftzug.
Dafür untersuchen die Wissenschaftler im Projekt ENO.SAFE, wieviel Energie sich bei unterschiedlichen Fenstertypen durch welche Maßnahmen am besten einsparen lässt. Die Daten erhalten sie aus eigenen Berechnungen, durch Messungen an unterschiedlich sanierten Gebäuden, aber auch durch die Auswertung internationaler Studien zu diesem Thema. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für ein digitales Programm zur Entscheidungsunterstützung bei Sanierungen.
Dieses Programm soll nicht nur Hilfe für Profis, wie Planer, Handwerker und Denkmalpfleger, sondern auch für Laien bieten. Gibt man hier die Abmessungen, das Rahmenmaterial, den Fenstertyp und die Art der Verglasung ein, liefert das Programm Vorschläge für passende Sanierungsmaßnahmen. Gleichzeitig rechnet es aus, wie viel Energie sich durch diese Maßnahmen pro Jahr sparen lässt. Dazu wird nicht nur der sogenannte Wärmedurchgangskoeffizient ermittelt, der angibt, wieviel Wärme durch das Fenster nach außen fließt. Auch die Wärmeverluste über angrenzende Bauteile, wie Natursteineinfassungen sowie über undichte Fugen, werden berücksichtigt. Zusätzlich soll das Programm weitere Tipps zur Sanierung alter Fenster in Kurztexten und Bildern anbieten. So wollen die Forscher im Projekt ENO.SAFE dazu beitragen, das kulturelle Erbe historischer Gebäude besser zu erhalten.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt ENO.SAFE in der Förderlinie „FHprofUNT“ im Rahmen des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ mit rund 182.200 Euro.