Eine Frage der Haltung: Tierwohl und Wirtschaftlichkeit : Datum:
Tiergerechte Haltung und Wirtschaftlichkeit stehen nicht zwangsläufig im Widerspruch zu einander - dies untersucht nun eine Forschungsgruppe der Hochschule Neubrandenburg in einer breit angelegten Langzeitstudie.
Landwirte sind immer wieder der Kritik ausgesetzt, das Wohl des Tieres aus den Augen zu verlieren und nur wirtschaftlichen Erfolg anzustreben. Häufig kommt aber gerade das, was dem Wohlergehen der Tiere dient, auch dem landwirtschaftlichen Ertrag zugute. An der Hochschule Neubrandenburg will eine interdisziplinäre Forschungsgruppe unter der Leitung der Agrarwissenschaftlerin Sandra Rose-Meierhöfer nun diesen Zusammenhang untersuchen.
Im Projekt „Tiwoli" werden mithilfe modernster Messinstrumente und hochentwickelter Datenerfassungsmethoden Maßnahmen zur Steigerung des Tierwohls in Milchviehbetrieben identifiziert und exemplarisch umgesetzt. Anschließend wird auf der Basis der Ergebnisse ein allgemeingültiger Handlungsleitfaden entwickelt. Dieser soll Landwirten eine Hilfestellung geben, ihre Betriebe so zu gestalten, dass sie die Anforderungen an eine tiergerechte Haltung erfüllen und gleichzeitig die eigene Wirtschaftlichkeit sichern.
Für das Projekt werden zunächst 30 Milchviehbetriebe unterschiedlichster Größe ausgewählt. Um die Gesundheit der Milchkühe zu bestimmen, werden in den Betrieben zahlreiche Beobachtungs- und Messdaten erhoben: Diese reichen von der Verschmutzung der Gliedmaßen, dem Mikrobenbesatz der Euter bis hin zur Liegeboxgestaltung, dem Stallklima und der Herdengröße. Gleichzeitig erhebt das Forschungsteam die wirtschaftliche Situation der Milchviehbetriebe und erfasst relevante Betriebsdaten. Außerdem werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Tierhaltung in Deutschland analysiert, um Handlungsspielräume auszuloten.
Auf dieser Grundlage werden dann praxistaugliche Empfehlungen entwickelt, welche Anpassungen der Tierhaltung der Steigerung des Tierwohls und der Produktionserträge dienen können. Zudem wird ein Musterstall aufgebaut, in dem die Studienergebnisse überprüft und die gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis idealtypisch umgesetzt werden können.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt das Forschungsprojekt im Rahmen der Förderlinie „FHprofUnt" des Programms „Forschung an Fachhochschulen" mit rund 378.000 Euro.